Brautlieder



Die Braut

Er liebt mich, ja, er liebt mich treu,
Ich kann, ich darf es sagen.
O Glück! ich bin ja seine Braut!
Nun gibt es keine Klagen!

Wie schein ich mir so neidenswert,
Geliebt von solchem Manne,
Und mehr als dies, vergöttert ja
Leb' ich in seinem Banne!

O schön, wie schön ist diese Welt,
Fühlt man sich süß vereinet
Mit einem Wesen, das man liebt,
Das mit uns lacht und weinet:

Wie ist man doch so hoch beglückt,
Vom treuen Arm umschlungen,
Wie ist man von der echten Lieb'
So ganz und gar durchdrungen.

Und gibt's ein Leid, man nimmt es leicht,
Die Liebe trägt es gerne,
Und jede Freude doppelt gilt,
Dies, Herz, vom Herzen lerne!

Ist man geliebt nur, tiefgeliebt,
Was will man mehr vom Leben?
Kann's für ein weiblich reines Herz
Wohl schönres Glück noch geben?

Ich denke dein zu jeder Zeit,
Bist du mir noch so ferne,
Mein Herz durchflieget jeden Raum
Und weilt bei dir nur gerne.

Ein Glück soll uns so reich erblühn
Wie wenigen auf Erden,
Das ird'sche Leben, sonst so leer,
Soll uns der Himmel werden.

Vereint in ewig treuer Lieb'
Lacht uns der schönste Morgen,
Kein Wölkchen trübe unser Glück:
Gott! Lass es frei von Sorgen!

Hermine Semseu de Semse


Lisels Brautlied

Mädels, sagt es laut:
Lisel ist 'ne Braut.
Michel thut mich heuren,
Haus und Hof und Scheuren
Sind für mich gebaut;
Ich bin eine Braut!

Michel, der ist mein!
O wie wird mir seyn,
Wenn am Dienstag frühe
In die Kirch' ich ziehe?
Und wenn Alles schaut
Auf die Jungfer Braut.

Wenn die G'meinde singt,
Und die Orgel klingt:
Wenn mein Ja ich sage
Zu des Pfarrers Frage,
Und mir schauert die Haut:
Ich bin eine Braut.

Mit dem Hochzeitkranz
Eil' ich dann zum Tanz.
Hackbrett, Geigen, Pfeifen
Muntern aus zum Schleifen,
Bis der Morgen graut
Hoh! ich bin 'ne Braut!

Roth wird mein Gesicht,
Wenn er mit mir spricht.
Wenn er mir am Mieder
Krappelt hin und wieder;
Schlägt mein Herz so laut:
Ich bin halt 'ne Braut.

Friedrich Christian Daniel Schubart


Einer deutschen Braut am Hudson

(Mit einem Hochzeitsstrauß von Rosen.)

"Der Frühling kommt, in seinen Blütenbränden
Verlodert die verjüngte Erde fast;
Die Rebe sprengt an sonnigen Geländen
Mit Freudentränen ihren dunkeln Bast;

Die Sonne breitet mit Verschwenderhänden
Den gleichen Glanz um Hütte und Palast;
Und Seelen schmelzend stimmt im Myrtengang
Die Nachtigal den bräutlichen Gesang.

"Den bräutlichen Gesang! Das Lied der Lieder, -
Jetzt flutet's durch des Ostens Nächte hin;
Die Quelle selbst dehnt die geschwätz'gen Glieder
Und neigt, bezaubert lauschend, Ohr und Sinn;

Die Rose aber senkt ihr Antlitz nieder,
Sie, dieses Brautgesanges Königin,
Und von der gleichen Liebesglut entfacht
Strömt sie ihr Herz in Düften durch die Nacht."

So spricht die Sag' im fernen Oriente,
Im Mutterlande blüh'nder Fabelwelt, -
Doch unverstanden hier im Occidente,
Wo stumm die Lerche steigt zum Himmelszelt,

Wo, wachgeküßt vom Frühlingselemente,
Kein Lied der Nachtigal die Kehle schwellt,
Wo Rosenlauben zwar dem Lenz nicht fehlen,
Doch wo ihr Schatten ohne Klangesseelen.

Indes, - was tut's? Blüht doch im gleichen Glanze
Die Blumenkön'gin an des Hudson Strand,
Wie sie, umschwebt vom Nachtigalentanze,
Auf Shiras Fluren selbst nie schöner stand!

Und also flocht' ich heute sie zum Kranze
Als Gruß für dich im lichten Brautgewand:
Ich weiß, ob auch die Nachtigal hier fehle,
Du trägst ihr Brautlied heute in der Seele!

Udo Brachvogel


Brautgedicht

Grüne Myrte, biege dich,
Biege dich zum Kranz!
Schmieg' an ihre Stirne dich,
Höh' den sel'gen Glanz!
Reinheit strahlt von ihr ringsher,
Taucht den Gatten in das Meer
Höchsten Glückes!
Sel'gen Blickes
Schaut er sie! - Ach, grünes Reis,
Weih' dich ihrer Schönheit Preis!

Weisse Blüte, unschuldsreich
Glänzt du, lichtes Aug'!
Frischer, würz'ger Myrtenzweig:
Hoffnung sei dein Hauch!
Treue Lieb', Beständigkeit:
Reinstes Glück! - Die Seligkeit
Unsrer Erde
Werde, werde
Ihnen voll und ihnen ganz!
Biege, Myrte, dich zum Kranz!

Schliesse, duft'ger Myrtenzweig,
Schliesse dich zum Kranz!
Werde ihrer Treue gleich,
Die der Zeiten Tanz
Überdauert! Ewigkeit
Ihres Seelenbundes Zeit!
Myrte, schliesse
Dich, begrüsse
Sie, der schönsten Hoffnung Bild,
Die von Gott so reich erfüllt! -

U. Dietrich


Lieder der Braut

I.
Sein blaues Auge, sein liebender Gruß
Ist mir die Welt!
Seine Lippe roth, sein glühender Kuß
Meinen Sinn gefangen hält.

Und wach ich einsam oft noch spät
Und denke sein,
Schließ ich die ganze Welt in mein Gebet
In meine helle Freude ein.

Und dünkt mich auch der Erde Lust
Oft kalt und arm,
Bald ruh ich wieder an der stolzen Brust
In lichten Träumen liebewarm.

Seine Lippe roth, sein glühender Kuß
Meinen Sinn gefangen hält;
Sein blaues Auge, sein liebender Gruß
Ist mir die Welt!

II.
Es deckt geheimes Wehen
Die müde Erde zu,
Die Sternlein Wache stehen
In stiller heil'ger Ruh!

Ihr Sternlein, daß ihr's wisset
Ihr sollt verschwiegen sein:
Heut hat er mich lieb geküsset
Auf meine Äugelein.

Ihr Sternlein, daß ihr's wisset
Euch thu ich's einzig kund:
Heut hat er mich lieb geküsset
Auf meinen rothen Mund.

Ihr holdbeglückten Sterne
Die ihr ihn Nachts erschaut
Bringt ihm aus naher Ferne
Den frommen Gruß der Braut.

III.
Und wieder und wieder die Nacht durchwacht
So still für mich,
Und jede Thräne im Auge klagt
Um dich, um dich!

Ich stehe am Fenster im weißen Hemd
So gar allein!
Die Morgensonne sieht kalt und fremd
Zu mir herein.

Entblättert und vergilbt der Hag,
Die Felder weit -
In Nacht gewandelt der helle Tag
Für alle Zeit!

Da träume ich banges verlassenes Kind
Von deinem Kuß -
Wann bringst du mir kühler Morgenwind
Den Todesgruß?

IV.
In meinem Aug' die Thränen
Auf meiner Brust die Last -
Ist Alles nur das Sehnen
Nach dir du trauter Gast.

Ein Sehnen und ein Bangen
Färbt mir die Lippen bleich,
Wann halt' ich dich umfangen
Mit Armen lieb und weich?

Ich blicke still und traurig
Hinaus ins weite Meer,
Wie wehn die Winde schaurig
Ueber die Wasser her!

Ich lausche wie mir zu Füßen
Sich wild die Woge bricht,
Sie bringet mir kein Grüßen
Von dir mein Stern, mein Licht!

Die Möwen, ihre Begleiter
Sie haben dich nicht erschaut,
Sie ziehn mit den Wolken weiter,
Vorüber der bangen Braut. -

So müde Herz und Glieder,
Sie träumen von süßer Ruh -
Halt' traute Einkehr wieder
Mein stolzer Liebling du!

Guido Eckardt


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