Gedicht zur Ehe



Ehe-Idylle

Ja, wir gehören zu den Alten;
Und um die Jugend ist's geschehn;
Doch immer soll aus unsern Falten
Ein heitrer Sinn in's Leben sehn.
Ob auch die Zeit mit rauhem Besen
Uns Farbe nahm und Wohlgestalt:
Wir sind zusammen jung gewesen,
Und wurden mit einander alt.

Der Jahre rasche Flucht beklage
Ein Pärchen, das zu spät sich fand,
Dem nach der Wonne kurzer Tage
Zu schnell der Jugendrest verschwand.
Du Beste, die ich früh erlesen
Zu meines Lebens Trost und Halt -
Wir sind zusammen jung gewesen,
Und wurden mit einander alt.

So geh'n wir, bis der Tod uns fodert,
In glücklichem Verein die Bahn.
Wenn jähe Hitze rasch verlodert,
Hält stete Wärme dauernd an.
Auf unserm Grabe soll man lesen,
Deckt uns der gleiche Rasen bald:
Sie sind zusammen jung gewesen,
Und wurden mit einander alt.

David Strauss


Und bist du erst mein ehlich Weib,
Dann bist du zu beneiden,
Dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
In lauter Plaisir und Freuden.

Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
Ich werd' es geduldig leiden;
Doch wenn du meine Verse nicht lobst,
Lass' ich mich von dir scheiden.

Heinrich Heine


Junge Ehe

Laß mich deine Hände küssen,
Frage nicht, wer mich gekränkt!
Was ich hab' auch dulden müssen,
Hast doch du mir Gunst geschenkt!
Wenig will ich fragen
Nach der ganzen Welt;
Wenn mein Arm dich traut umschlungen hält,
Sind vergessen alle Plagen.

Laß mich deine Stirne küssen,
Die errötend sich gesenkt,
Wenn ich mit vertrautem Grüßen
Dir vorbei den Schritt gelenkt.
Brauchst nicht zu verstecken
Deine Minne jetzt.
Was die Welt entgegen uns gesetzt,
Konnt' nicht uns're Treue schrecken.

Laß mich deine Wangen küssen,
Die der Jugend Rot umfängt!
Sollten es die zarten büssen,
Wenn die Welt mich schnöd bedrängt?
Sollten sie erbleichen?
Nein! sei stolz und kühn!
Fröhlich sollst in meiner Hut du blüh'n,
Und die Welt soll vor uns weichen.

Und die Lider laß mich küssen,
Die in Thränen sich gesenkt.
Daß sie nie es wieder müssen!
Härter würd' ich nie gekränkt!
Weiß ich dich geborgen,
Dann ist alles gut;
Wenn dein Haupt an meinem Herzen ruht,
Klopft es frei von allen Sorgen.

Wenn mich deine Lippen küssen,
Wenn dein Blick an meinem hängt;
Wenn ich ruh' bei dir, der süßen,
Traulich Brust an Brust gedrängt:
Kann mir nie versiegen
Mut und Liederlust.
Bin ich deiner Liebe mir bewußt,
Kann der Wunsch nicht höher fliegen!

Heinrich Falkland


Poesie in der Ehe

Bist du einmal von Hymens Band gebunden,
Lass' Prosa Herr nie werden dir im Haus,
In Poesie hast du ein Herz gefunden,
Drum treib' dies zarte Wesen nie hinaus!

Wie kann denn Amor gerne bei dir weilen,
Hast du die Flügel grausam ihm gestutzt,
Wie kann er zarter Liebe Wonne theilen,
Wird er als Küchenjunge nur benutzt?

Läss'st Poesie du nicht mehr dich umwehen,
Die dir soviel des reinsten Glücks bescheert,
Dann wirst du nie dein Weib im Alter sehen
Durch der Erinn'rung Rosenroth verklärt.

Willst du nur rechnen, - leben und geniessen,
Und dich der Prosa rückhaltslos nur weih'n,
Dann wird dir keine Herbstesblume spriessen
Und wird dein Winter ohne Sonne sein!

Josephine Gräfin zu Leiningen-Westerburg


Der Ehering

Als du den Ehering mir angesteckt,
Da hast du weidlich mich damit geneckt:
"Nun ist für dich die schöne Zeit vorbei,
Nur einmal blühet ja des Lebens Mai;
Der Ring da schliesst in seinen Rahmen ein
Des künft'gen Ehejoches ganze Pein!"

Da nahm ich schleunigst ab ihn von der Hand
Und hab' als Opernglas ihn angewandt,
Und hab' durch ihn dir in's Gesicht geschaut,
Und neckte gleichfalls dich - und lachte laut:

"Nun hör' mir einer solchen Unsinn an,
Was willst du nur, du naseweiser Mann,
Der Ring ja doch in seinem Rahmen hegt
Das Schönste, was für mich die Erde trägt!"

Derselbe Ring steckt noch an meiner Hand,
Ward nie mehr doch als Opernglas verwandt,
Und deiner, o mein Schatz, steckt auch dabei,
Erzählen sich, dass uns'res Lebens Mai
Doch mit dem Ehering erst recht begann -
Er schloss ja ein der Liebe Zauberbann!

Josephine Gräfin zu Leiningen-Westerburg


Eheliches Glück

Soll ich singen ein Lied der zarten, kindlichen Jungfrau,
Die, voll heiliger Schaam, prangt noch im rosigen Licht?
Soll ich singen vom Weib, das seine Pflichten erfüllet?
Oder der Mutter Ruhm, welche nach heil'gem Beruf
Ihre Kinder erzieht zu wahrhaft tüchtigen Menschen,
Mit dem sicheren Takt, wie ihn die Liebe verleiht?
Oder soll ich besingen das Glück der seligen Liebe,
Die mit Wonne und Lust füllet das menschliche Herz?
Preislich wär' Alles, jedoch das Letzte immer das Höchste,
Denn der Liebe Gefühl quillet vom Himmel herab.
Liebe veredelt das Herz, erhebt uns und machet uns besser;
Liebe ist göttliches Licht; da, wo sie fehlet, ist Nacht.

Doch der Liebe Gefühl - ich habe es treulich besungen,
Was ich im Leben erlebt, was ich im Herzen gefühlt.
Aber den Preis der Liebe, das Glück des zärtlich geliebten
Gatten, ich habe noch nicht ihn und den Hafen erreicht.
Traurig stehe ich hier, in Schmerz und Wehmuth versunken,
Denk' ich des seligen Glücks, das mir das Schicksal versagt!
Liebe hab' ich gefühlt und sie auch Andern gegeben,
Ihr ertönte allein feurig und glühend mein Lied.
Liebe ward mir zu Theil und manche selige Stunde;
Doch das ehliche Glück ward mir für immer verwehrt.
Nimmer war mir's vergönnt, an der Hand der Gattin zu wandeln,
Und zu finden bei ihr Liebe und häusliches Glück.
Grausam hat das Geschick in unerbittlichem Walten
Mir das einzige Glück, das ich erstrebte, verwehrt.
Einsam stehe ich da, allein im frostigen Leben,
Dessen eisiger Hauch schaudernd das Herz mir erfüllt.
Süßes Glück der Familie, das Wohl des heimischen Herdes
Und der Liebe Verband habe ich nimmer erreicht.
Heilige Wonne der Eh', des Vaters selige Freuden,
Die ich so mächtig geahnt, habe ich nimmer gefühlt.
Einsam bin ich, verwaist, und muß die Fügung beklagen,
Die mir, zum Leiden bestimmt, gab ein so führendes Herz.
Doch es sei, und es mag auch mich das Schicksal verderben,
Sich erfüllen mein Loos, das mir vom Anfang bestimmt.
Alle Sehnsucht der Lieb' und alle Qualen des Herzens,
Alle Leiden der Welt haben ihr endliches Ziel.
Alle Sorgen und Müh'n und alle Kämpfe des Lebens,
Allen Kummer und Noth endet doch schließlich der Tod.
Tod! du endliches Ziel, du sicherer Hort der Erlösung,
Du, der Leidenden Trost, o wie verlangt mich nach dir!
Jahrelang hab' ich entbehrt und jahrelang hab' ich gelitten,
Treulich hab' ich geliebt, ritterlich hab' ich gekämpft;
Doch es war mein Bemüh'n und all mein Ringen vergebens,
Und vom harten Geschick Liebe allein mir bestimmt.
Liebe nur sollt' ich empfahn und allem Andern entsagen,
Um der Liebe Gefühl missen das ehliche Glück.
Müde bin ich vom Kampf, erschöpft und sehn' mich nach Ruhe;
Ruhe ist jetzt mein Wunsch, Ruhe mein einziges Ziel.
Aber der Liebe Gefühl, ich werd' es nimmer entweihen,
Nicht um der Liebe Preis suchen ein schmähliches Joch!
Ward mir die Ehe verwehrt, bleibt mir doch heilig die Liebe,
Und mein glühendes Herz ewig der Liebe geweiht!
Sterben will ich in ihr, dem einzigen Licht meines Lebens;
War mir die Gattin versagt, hab' ich doch Liebe gefühlt!

Friedrich von Reinöl


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