Gedichte zur Ehe



Das gleiche Glück der Ehe

Es theilten Matz und Adelheide
Stets unter sich Verdruß und Freude;
Jung lachte sie bei seinem Gram,
Er lachte, da ihr Alter kam.

So rechnet man in unserm Lande
Sehr oft das Glück im Ehestande.
Wenn sie verliert, gewinnt der Mann,
Der sonst verlor, wenn sie gewann.

A. M. von Thümmel


Der Ehestand

A.

Was ist der Ehestand?
Ein Trugbild recht in aller Art,
Mit Uebeln mannigfach gepaart;
Ein Joch, das schwer den Nacken beugt,
Dem Sklaven nur die Kette zeigt -
Das ist der Ehestand.
Was bringt der Ehestand?
Bringt Sorgen, Noth und Plackerei,
Verdruß und Eifersüchtelei,
Oft Zorn, Gram, Zank, Melancholie,
Auch Geldnoth, kurz - Disharmonie -
Das bringt der Ehestand.

Was giebt der Ehestand?
Giebt Freuden, Seifenblasen gleich,
Gesichter, ausgezehrt und bleich,
Gebrochne Herzen, Menschenscheu,
Und Lebensgeister, schwer wie Blei -
Das giebt der Ehestand.

Was nützt der Ehestand?
Er hebt die Population,
Vererbt die Mängel auf den Sohn,
Gewährt der Geistlichkeit viel Geld,
Die Trau-und Taufgebühr erhält -
Das nützt der Ehestand.

Was knüpft den Ehestand?
Meist Habsucht oder - Sinnlichkeit -
O, prüft! es zeigt sich weit und breit;
Oft auch das liebe Vorurtheil -
Sagt selbst, was sprießt daraus für Heil?
Knüpft das den Ehestand?

Wer löst den Ehestand?
Gar oft ist es ein Richterspruch,
Kommt's zu Scharmützeln, und zum Bruch;
Und fügt man sich in seine Noth,
So thut's, zu guter Letzt', der Tod,
Der trennt den Ehestand.

Fataler Ehestand!
So wärst du denn mit Fug und Recht,
Steht's, wie man hört, mit dir so schlecht,
Gewiß, selbst wie das Sprichwort sagt,
Das manches Eh'mann's Herz zernagt,
Ein wahrer Wehestand.

B.

Was ist der Ehestand?
Ein göttlich Loos, so schön und süß,
Ein wahres Erden-Paradies;
Ein Band, aus Freuden sanft gewebt,
Das Herzen in den Himmel hebt -
Das ist der Ehestand.

Was bringt der Ehestand?
Bringt Wonne, Seligkeit und Lust
In jede reine Menschenbrust;
Des Lebens schönsten Vollgenuß,
Der Herzen seligsten Erguß -
Das bringt der Ehestand.

Was giebt der Ehestand?
Giebt Frohsinn, Lebensheiterkeit,
Und Tage, dem Genuß geweiht;
Gesichter, wo das Auge strahlt
Und Güte, Lieb' und Unschuld malt -
Das giebt der Ehestand.

Was nützt der Ehestand?
Er schlingt sich eng' um Volk und Staat
Und ist der Tugend schönste Saat;
Erneut, veredelt das Geschlecht,
Macht Bahn für Gottesfurcht und Recht -
Das nützt der Ehestand.

Was knüpft den Ehestand?
Der Herzen heil'ge Sympathie
Und edler Seelen Harmonie;
Der Trieb nach süßer Sättigung
Und inniger Vereinigung -
Dies knüpft den Ehestand.

Wer löst den Ehestand?
Ihn, diesen gottgeweihten Bund
Löst gültig keines Menschen Mund;
Die Treue wankt in keiner Noth,
Sie folgt der Liebe in den Tod,
Ins ew'ge Vaterland.

O, heil'ger Ehestand!
So bist du denn, mit Fug und Recht,
Dem staubgeborenen Geschlecht,
Wenn man mit Würde von dir spricht,
Auf dunkler Bahn ein Himmelslicht -
Ein wahrer Segensstand.

F. A. Heinze


Preis des Ehestandes

Laß mich nicht zu lange weilen,
Ruhe fehlt mir sonst und Muth,
Könntest du mein Stüblein theilen, -
Glücklich, der nicht einsam ruht!

Der in holderregter Stille
Morgens schon im Abend lebt,
Dessen treubelohnter Wille
Nichts mehr zu erreichen strebt,

Der das Glück der eignen Tage
An dem Wohl der Andern mißt
Und dabei die eigne Plage,
Ja den eignen Schmerz vergißt.

Dankbar seinem guten Sterne
Lebt er unverdrossen hin,
Kaum der Zukunft dunkle Ferne
Kümmert und beschäftigt ihn.

Martin Greif


Die Ehe

So ausgerüstet wird das Weib nicht zagen,
Aus eigner Kraft den Lebensweg zu gehn;
So kann es jedes Los mit Würde tragen,
Es zieret jeden Stand, der ihm ersehn;
Soll's Gattin, Mutter werden - o es jagen
Danach so viele, die es nicht verstehn,
Wie ernst und wichtig dieses Amt auf Erden:
Doch so kann es des Hauses Priest'rin werden.

Die Frau war Sklavin, nun ist sie die Freie,
Durch Christus ward sie in ihr Recht gesetzt;
Von ihm empfing sie eine ew'ge Weihe,
Daß sie der Mann wie sich hoch hält und schätzt;
Drum lerne auch vom Herrn, und das verleihe
Dir Kraft, die nie ihr heilig Amt verletzt;
Das Christentum, soviel es jedem nütze,
Der Frau sei es vor allen Stab und Stütze.

Es soll die Frau des Hauses Arbeit führen,
Soll selbst gebrauchen können Fuß und Hand;
Gewandt und liebevoll das zu regieren,
Dazu gehört auch Einsicht und Verstand;
Doch soll sie auch verstehn die Glut zu schüren
Des Strebens, das dem Manne zuerkannt,
Teilnehmend eingehn gern in seine Werke,
Das giebt ihm neue Freudigkeit und Stärke.

Ja es ist herrlich solch gemeinsam Streben
Zu gleichem Ziel, das man sich vorgesteckt;
Schön ist das gegenseitige Erheben,
Wenn Geist den Geist zu neuen Thaten weckt;
Das ist ein glückerfülltes Liebesleben,
Das in die Ewigkeit die Zweige streckt;
Nach Ruh und Glück darf man nicht weiter eilen,
Weil beide an des Hauses Herde weilen.

Was ist hier sel'ger, Geben oder Nehmen?
Man weiß es kaum, das Ich geht auf im Du,
Das Herz lernt seine Selbstsucht ganz bezähmen,
Die eiteln Wünsche gehen all zur Ruh;
Der eigne Sinn lernt anderm sich bequemen,
Es kommt die Opferfreudigkeit dazu,
Und aus dem dankbar freudigen Ermessen
Erblüht der Liebe holdes Selbstvergessen. -

Auf jede Ehe will dies Bild nicht passen,
Und trägt auch oft daran der Mann die Schuld,
So fehlt, wenn wir die Frau ins Auge fassen,
Auch ihr die echte Treue und Geduld;
Manch übele Gewohnheit würd' er lassen,
Wenn Klugheit ihm entgegenträt' und Huld,
Doch Eigensinn, bequem nachlässig Wesen
Sind keine Mittel für ihn zu genesen.

Allein was war der Grund zu solchem Bunde? -
Oft Liebe zu Genuß und eitler Pracht,
Die Furcht vor künft'gem Mangel, weil im Grunde
Du nicht erkannt, was stark und frei dich macht:
Oft war es eine unglücksel'ge Stunde,
Die dich um Urteil und Vernunft gebracht -
Thatst du, o Weib, den Schritt aus solchen Gründen,
Ich mein', es wär' die größte deiner Sünden.

Wenn nicht dein Sinn von Ewigkeit durchzogen,
Wenn nicht ihr Hauch des Herzens Flut bewegt,
Daß überwallen ihre reinen Wogen,
Da ist's unmöglich, daß sie Ew'ges trägt;
Wen Irdisches bestimmt, der wird betrogen,
Weil Hoffnung er auf dauernd Glück gehegt,
Denn jede Lust, Vergänglichem entsprossen,
Entbehrt des Reizes, wenn sie kaum genossen.

Die Ehe soll Engherzigkeit vertreiben,
Allein wie oft wird die dadurch genährt;
Im Herzen können nur die Nächsten bleiben,
Durch fremdes Weh wird kaum ihr Herz beschwert;
Den Ihren nur will sie das Glück verschreiben:
Das ist die Liebe nicht, die uns verklärt;
Schön ist die Sorge für die liebsten Seinen,
Doch muß sich Menschenliebe mit ihr einen.

Wer müßte nicht die Mutterliebe ehren?
Wer weiß nicht, daß sie stärker denn der Tod?
Wer wird der holden Zärtlichkeit je wehren,
Der Seligkeit, die ihr das Leben bot?
Wer kennt und ehrt nicht das Sichselbstverzehren,
Die Angst, wenn ihrem Kinde Unheil droht?
Wer fühlt nicht, daß das Aug' sich ihm verschleiert,
Wenn solche Liebe ihre Werke feiert!

Wen rührte nicht das selige Genügen
Bei Müh' und Arbeit oft bis in die Nacht?
O wenn die Thaten Lohn nicht in sich trügen,
Sonst nimmer wird er ihnen wohl gebracht;
Wer labt sich nicht an diesen reinen Zügen?
Undank bricht nicht der Mutterliebe Macht,
Ja, sie umfaßt mit größ'rer Glut im Herzen
Das Kind, das ihr bereitet tausend Schmerzen.

Es ist natürlich, daß dem eignen Kinde
Die Mutter wünscht des Glückes größern Teil.
Nur trägt sie oft vorm Auge eine Binde
Und tötet selbst des Kindes wahres Heil;
Die blinde Liebe hindert, daß sie finde
Des Kindes Fehl, und dieser gift'ge Pfeil
Hat oft schon kühnes und gerechtes Hoffen,
Noch eh es sich entfaltet, tief getroffen. -

Nicht gar so oft tritt Lieb' uns hier entgegen,
Die stark und tief, auch fromm und weise ist;
Doch wo sie weilt, ist lauter Wonn' und Segen,
Weil man des Hauses Krone nicht vermißt;
Auf jede Wunde wird sie Balsam legen,
Ob du ein Fremder, ob ein Freund du bist:
Die Liebe zieht das Herz nicht eng zusammen,
Nein, weithin leuchten ihre reinen Flammen.

Voll Liebe weilt der Blick im nächsten Kreise,
Ja seinem Wohl gilt ihre beste Kraft;
Allein hochherzig ist die stille Weise,
Mit der sie denkend weitersieht und schafft;
Den Sohn zu rüsten für die Lebensreise,
Wenn er verläßt des Vaterhauses Haft,
Ihn zu erziehn, daß Mannesmut und -ehre
Zum Heil der Mitwelt einst sein Erbteil wäre.

So wirkend ziert und ehrt die Frau die Stelle,
Wohin des Geistes mächt'ger Zug sie bringt;
So kommt es, daß aus unscheinbarer Zelle
Oft Licht, das eine Welt erleuchtet, dringt;
Der Mutter Hochsinn ist die heil'ge Welle,
Die sich durch ihres Kindes Leben schlingt -
Drum laßt die Frau die Kräfte recht verwenden,
Das Wohl der Menschheit ruht in ihren Händen.

Auguste Brockmann


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