Gedichte zur Verlobung



Verlobung

Es paßt uns nicht die alte Leier
In uns'ren jungen Liebesrausch,
Wir denken und wir fühlen freier,
Und wollen's auch beim Ringetausch;

Der Treue Pfand, zu dieser Stunde
Empfang's in perlend-goldnem Wein
Und laß den Ring auf Bechers Grunde
Dir Sinnbild meines Lebens sein.

Laß übersprudeln mich, und freue
Der Kraft Dich, die da schäumt und gährt,
Denn innen, wie dies Bild der Treue,
Lebt meine Liebe unversehrt.

Theodor Fontane


Zur Verlobung

Das Herz so voll, der Kopf so leer,
Ich finde nichts als Worte;
Sie tanzen auf, sie taumeln her,
Und stets am falschen Orte.

Das find't sich nicht, das reimt sich nicht;
Nur wirre Klagetöne.
Das gibt mir ewig kein Gedicht
An dich, du schlanke Schöne.

Du siehst, ich red' auch nur von mir,
Statt deiner zu gedenken,
Wünsch' weder Glück noch Segen dir,
Ich wollte dich beinah kränken.

Ich wollt' ... o Gott, nun geht's nicht mehr,
Mein Aug' quillt mächtig über:
Ich wollt', daß ich ein Andrer wär
Und dir ein wenig lieber.

Frank Wedekind