Silberhochzeitsgedicht



Stunden, Tage, Monden, Jahre schwinden,
Leid und Freude wechselt mit der Zeit.
In des Schicksals Fügung sich zu finden,
Ist der fromme Dulder gern bereit;
Kämpfend trägt er jede Lebensbürde,
Jede Prüfung mit Geduld und Würde!

Wohl ist ihm, wenn in dem Kreis der Seinen
Jedes Glied mit Liebe ihn umfasst,
Und, wenn trübe Stunden ihm erscheinen,
Mit ihm tragen jede Sorg' und Last,
Die, wenn Gram und Leid ihn niederbeugen,
Trost ihm sind, und Mitgefühl ihm zeigen.

Steht ein Freund ihm liebreich noch zur Seite,
Reicht ihm brüderlich die treue Hand:
O, dann winkt ihm noch ein Stern der Freude
Und umglänzt das fest geschloss'ne Band:
Hoffend darf er in die Zukunft schauen,
Und sein Inn'res stärkt sich durch Vertrauen.

Du - und Sie - die Ihr bei tausend Sorgen
Fünf und zwanzig Jahre Euch geliebt.
Bis zu dieses schönen Festes Morgen
Bei des Schicksals Stürmen treu Euch bliebt:
Habt vereint so manches Kreuz getragen,
Arm in Arm verstummten Eure Klagen.

Heute, wo mit wehmutsvoller Freude
Ihr auf die verlebten Jahre blickt,
Steh' auch ich dem Kinderkreis zur Seite,
Der Euch froh mit Silberkränzen schmückt,
Kann Euch die Gefühle nicht verhehlen,
Die für Euch mich immerfort beseelen.

Könnt' ich doch das Leben Euch versüßen,
Freuden schaffen für die Folgezeit
Und den Leidenskelch für Euch verschließen:
Könnt' ich dies, so wär' mir's Seligkeit!
Gottes Segen will ich Euch erstehen,
Und was ich vermag, das soll geschehen!

Freundlich wollet Ihr auch mein gedenken,
Teures Jubelpaar! Das bitt' ich Euch,
Eure Freundschaft mir auch feiner schenken,
Denn sie macht mich glücklich, macht mich reich.
Treuer Bund der Freunde, die sich kennen,
Möge nichts hienieden je dich trennen.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Heil sei dem edeln Jubelpaare,
Das in stiller Häuslichkeit
Fünf und zwanzig volle Jahre
Treuer Liebe sich geweiht,
Das zu Schmerz und Lust verbunden,
Duldend, dankend, wie den Gram,
So des Lebens Wonnestunden
Als Geschenk des Himmels nahm.
Euren Jubeltag zu feiern,
Geb' Euch Gott, geliebtes Paar.
Lebensmut und volle Scheuern
Bis in Euer spät'stes Jahr.
Zärtlich haltet Euch umschlungen.
Bleibt in Treue nur besteh'n,
Und Ihr habt den Kranz errungen;
Dessen Blätter nie verweh'n.
Fest, gediegen, wie die Treue,
Silbern, wie des Himmels Licht,
Strahl' er Euch zur heil'gen Weihe
Segensvoll und welke nicht;
Und nach fünf und zwanzig Jahren,
Wenn die Freudenträne rollt,
Bringen Gottes Engelscharen
Euch den Kranz aus lauterm Gold!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Zur silbernen Hochzeit

Dem Manne Heil, der auf sein vor'ges Leben
Mit Ruhe blicken kann,
Dem Freund und Kind das schöne Zeugnis geben.
Er ist ein edler Mann!

Dem Weibe Heil, die ihres Gatten Liebe
Mit Wucher stets vergalt,
In deren Brust ein Herz voll sanfter Triebe
Der Mutterliebe wallt.

Solch Paar seid Ihr! denn Eure Jahre schwanden
Geziert durch Tugend Glanz.
Blickt mild' auf uns, wir, Freund' und Kinder, wanden
Euch heute diesen Kranz.

Aufs Neue schwebt das innigste Entzücken,
Auf Eurer Kinder Schar,
Die, edles Paar! auf höchste zu beglücken,
Dein Streben immer war.

Heut war es ja, das einst Euch am Altare
Ein heil'ger Bund verband,
Seitdem die Zeit der fünfundzwanzig Jahre,
Euch wie ein Traum entschwand.

Jetzt weilet Ihr in Euer Kinder Mitte
Geehret und geliebt,
Denn Ihr, beherrscht von edler Herzensgüte
Habt keinen je betrübt.

So blüht ein Baum, wo Kühlung, Ruh' und Schatten
Und süße Labefrucht
Ein Wanderer bei schwüler Zeit mit matten
Und schweren Schritten sucht.

So findet Rat und Hilfe, wer gedrücket
Von bangen Sorgen ist;
Durch Rat und Tat habt manchen Ihr erquicket,
Durch Trost sein Leid versüßt.

O führt noch lang' im Kreise Eurer Lieben
Ein Leben ohne Schmerz;
Denn was Euch quält, das wird auch sie betrüben,
Mit Euch fühlt jedes Herz!

Poetische Bibliothekar, 1845


Zur Silberhochzeit der Tochter

Als ich vor fünfundzwanzig langen Jahren
Mit Euch am Altar segenwünschend stand,
Und in der Tochter schönen braunen Haaren
Dem Myrthenkranz, frisch grünend, blühend, wand,
Da fleht' ich: Herr! Dein Will soll geschehen,
Lass meinen Kindern stets es wohlergehen!

Und liebend zog, trotz mancher trüben Leiden,
Der Mann die Gattin zärtlich an die Brust;
Des Ehestandes Glück und süße Freuden
Sie machten Liebe Euch zur Götterlust;
In Eurer Kinder liebendem Vereine
Saht Ihr der Ehe Glück im Glorienscheine.

Der Herr hat also mein Gebet erhöret,
Und wird auch ferner Euer Vater sein.
Hat Trübsals Nacht Euch manches Glück gestöret,
Die Liebe gab dann milden Sonnenschein.
Gott wird Euch ferner Glück und Segen schenken,
Er schützet gern, die seiner gläubig denken.

Ihr seid ja meine einz'ge ird'sche Habe,
Drum liebet ferner mich; in Freud' und Leid
Bleib' ich Euch treu, bis einst dem kühlen Grabe
Mein Geist entschwebt zur ew'gen Seligkeit.
So nehmt als Schwanensang zur Silberfeier
Jetzt freundlich auf die Töne meiner Leier.

Poetische Bibliothekar, 1845


Zur Silberfeier des Bruders

Längst verschwunden ist von Tellus Fluren
Jener Göttertraum, die goldne Zeit. -
Dreimal glücklich, wer des Traumes Spuren
Ein Gewand von lichtem Silber leiht!

Silbern glänzt des Stromes klare Welle,
Silbern spiegelt sie Selenens Licht
Silbern tanzt des Berges frische Quelle,
Wenn sie sich durch Dorngewinde bricht.

Silbern sind des Saitenspieles Töne,
Silbern ist Aödi's Melodie,
Überall das Zarte, wie das Schöne,
Traum, Du siehst es ohne Silber nie.

O so sei dann tausendmal willkommen
Silberfest im lichten Horentanz!
Zeig' uns wieder, den Du einst genommen,
Zeig' uns wieder jenen Myrthenkranz!

Lass ihn zarte Enkelinnen winden
Für das Lockenhaar der Silberbraut!
Auch im Winter wirst Du Myrthen finden,
Von der Liebe Sorge frisch betaut.

Und so wie du heut' im Silber blühend
Bringst dem Bruder süßer Freuden viel,
Zeig' ihm auch am Abendhimmel glühend,
Zeig' ihm fern das schöne goldne Ziel.

Poetische Bibliothekar, 1845


Zu Silberfeier des Oheims und der Tante

(Von der Nichte gesprochen.)

Das Silber ist ein Bild der sanften Tugend,
Wenn es geläutert unsern Blick begrüßt;
Es schimmern dann aus feinem milden Glanze
Die Liebestreue und Bescheidenheit.
Drum wurde von den Vätern es erwählet
Zum Tugendlohne für ein edles Paar,
Das fünfundzwanzig wechselhafte Jahre
Durch's Erdenleben eilte Hand in Hand.

So schmückt der Kranz Silberstoff gewoben
Auch Deine Schläfe heut', verehrtes Paar!
Der Myrthenkranz, der einst die Braut gezieret,
Ist jetzt gereift und trägt die Silberfrucht.

Und schüchtern steh' ich nun in diesem Kreise
Und bringe Dir, getreuem Ehepaar,
Die Wünsche aller, die Du hier erblickest,
Mit Jubelgruß aus treuem Herzen dar.

Von meiner Mutter, die, geliebter Onkel!
Durch zartgewebte Bande der Natur
Mit Dir verschwistert für ein ew'ges Leben,
Ward mancher Wunsch mir freundlich mitgegeben,
Den heute sie von Gottes Gnad' erfleht,
Für Dich und Deiner treuen Gattin Heil!

Wohl wendest Du zufrieden Deine Blicke
Auf jeden Pfad, den Du durchwandelt hast.
Ein kräft'ger Mann stehst Du im Pilgertale
Und findest vierfach noch der Liebe Glück:
Denn Deine Mutter, die Dich einst geboren,
Sie nennt noch mit Stolz Dich ihren Sohn,
Sie freuet noch mit Dir sich dieses Lebens,
Und reichet Dir das erste Liebesglück.

Dann stehet die Gefährtin Dir zur Seite,
Die, heute sind es fünfundzwanzig Jahr,
Als junge Braut Dir zum Altare folgte
Und Leid und Freude treu mit Dir geteilt.
Sie freuet sich des biederen Gefährten,
Und reichet Dir das zweite Liebesglück.

Das dritte lächelt Dir in Deinen Kindern,
Von denen achte heute Dich begrüßen
Und mit Dir feiern dieses Silberfest;
Die andern, fünfe, sind vorangegangen,
Um drüben in des Himmels Sonnengarten
Den Vater und die Mutter zu erwarten,
Und dort als Engel einst Euch zu empfangen.

Zuletzt noch lächeln Dich die lieben Kleinen,
Der Tochter Kinder, heute freundlich an.
"Großvater!" lispelt es von ihren Lippen,
Und zarte Neigung spricht aus ihrem Blick
Und reichet Dir das vierte Liebesglück.

So, teurer Onkel! so, geliebte Tante!
Seid lange noch auf dieser schönen Erde
Von treuer Liebe überall umringt;
So wandelt neue fünfundzwanzig Jahre,
Von jedem Kummer, jedem Schmerz befreit,
Zum neuen Feste der Vermählung hin.

Dann rausche Jubelgold um Eure Schläfe,
Und es begrüße Euch der Enkel Chor
In reicher Zahl, mit froher Herzensstimme,
Und möge es der Mitwelt laut verkünden:
Welch schönen Lohn die edlen Menschen finden!

Poetische Bibliothekar, 1845


Bei Überreichung einer Torte

Möge Euch mit dieser Torte
Auch ein Lied, nur schlicht und klein,
Aber doch voll treuer Worte,
Zu dem Fest willkommen sein,
Das der ersten Liebe Glück
Durch Erinn'rung ruft zurück.

Sanft umstrahlt vom Silberglanze
Einer schönen Prüfungszeit,
Gebt Ihr heut' dem Myrthenkranze
Den Tribut der Dankbarkeit.
Treue webt mit zarter Hand
Neu für Euch der Liebe Band.

Denn in fünfundzwanzig Jahren,
Wo Ihr Euch stets treu geliebt,
Habt Ihr es gewiss erfahren,
Welchen Lohn die Liebe gibt:
Ja, ein Blick auf Euch, der zeigt,
Ihr habt hohes Glück erreicht.

Nun noch fünfundzwanzig Jahre
Bleib' der Myrthenkranz Euch hold,
Schmück' Euch dann die Silberhaare
Mit der Treue Sonnengold,
Bis der Frühlings Blütenduft
Atmet über Eurer Gruft.

Poetische Bibliothekar, 1845


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