Hochzeitsgrüße



Hochzeitsgedicht

Mit einem Frühlingsblumenstrauß

Maienkönig schickt mich her,
Sagte, dass hier Hochzeit wär';
Sollt' fein gratulieren;
Suchte einen vollen Strauß
Allerschönster Blüten aus,
Euer Haus zu zieren.

Himmelschlüssel, goldig, zart,
Blumen von besonderer Art
Schickt er euch mit Grüßen.
Seht, sie leuchten sonnengleich;
Liebe heißt das Himmelreich,
Das sie euch erschließen.

Dieses blaue Sternchen spricht
Frommen Sinns: Vergiss mein nicht,
Vergiss mir nicht die Treue!
Treue, die zu Liebe steht,
Ist so stark wie ein Gebet,
Tröstet stets aufs neue.

Hier Narzissen. Weiß und rein,
Ohne Makel sollt ihr sein
Hütet Sinn und Herzen!
Seht der Unschuld klares Bild;
Wer an ihm sich stärkt und stillt,
Trägt leicht Not und Schmerzen.

Nehmt hin, was der Mai geschickt,
Nehmt den Strauß und seid beglückt
Für ein langes Leben!
Unverwelklich blüh' er fort;
Tief in eurer Seele Hort
Glühe göttlich Streben.

Paula Dehmel


Venus und Amor

Hochzeitsgruß, mit Venus' und Amor's Büsten.

Fest und fertig steht das Haus,
Wohlgefügt die Mauern,
Sonnengluth und Sturmgebraus
Lang' zu überdauern.
In die Höhe ragt das Dach,
Wohlgedeckt die Seiten,
Ueber Fest- und Wohngemach
Warmen Schutz zu breiten.

Amor nur, der Zimmermann,
Hüpft noch auf und nieder,
Blickt zum Dachgebälk hinan,
Blickt zur Schwelle nieder.
Hier die Thür noch setzt er ein,
Dort die letzten Fenster;
Nun herein, o Glück, herein,
Und hinaus, Gespenster!

Venus nur, die Gärtnerin,
Hängt noch ganz geschwinde
Hier den Kranz von Rosen hin,
Dort das Laubgewinde.
Noch den Eingang schmückt sie aus,
Euren Friedenshüter;
Nun empfang', o junges Haus,
Jauchzend die Gebieter!

Tretet nun herein geschwind,
Tretet auf die Schwelle!
Weil die Götter nahe sind,
Ist's im Haus so helle.
Venus setzt sich ehrenfest,
Dort am Herd zu wachen,
Und vom Dach, im Storchennest,
Hört ihr Amor lachen.

Adolf Wilbrandt


Einer lieben Tante

Die Jüngsten und die Kleinsten
hält man vom Fest so fern;
zu Deinem Fest erscheinen
wir dennoch heute gern.

Wir möchten Dich noch sehen
im Schleier und im Kranz,
eh' Du wirst ferne gehen
und von uns scheiden ganz.

Mit Märchen und Geschichten
hast Du uns erst erfreut,
nun kannst Du erst berichten
von eig'nem Glück und Freud'.

Das soll Dir helle scheinen,
Dich leiten in der Fern',
wer die Jungen liebt und die Kleinen,
den haben die Großen gern.

Ottilie Wildermuth


Dänische Hochzeit

(1876.)
An Caja K.


Wo heut im jungen Lenze
Die Lüfte grüßen lau,
Und bunte Hochzeitskränze
Dir nicken, junge Frau,
Da kommt von Nord geflogen
Ein Grüßen, frei und stark,
Im Wind ein Gruß der Wogen
Vom fernen Dänemark;

Der Wellen, die da jagen
Durch Belt und Sund im Spiel,
Die freundlich dich getragen
Von Seeland süd gen Kiel.
Es küssen traut die Wellen
Im Süd das deutsche Land,
Die an der Klippe schellen
Fern nord an Norwegs Strand. -

Hörst du die Melodieen,
Die tausend Jahr gerauscht,
Die südwärts, nordwärts ziehen
Und Gruß um Gruß erlauscht?
Die herzergreifend klingen
Voll himmelhoher Lust,
Und süß zur Ruhe singen
Das Weh der Menschenbrust;

Die licht, in Sehnsuchtsgrüßen,
Aufquellen und vergehn -
Im Minnespiel, dem süßen,
Sich küssen und verwehn;
Die wild im Sturm aufrauschen
Im weißen Schaumgewand,
Doch freud'ge Grüße tauschen
Mit sonnbeglänztem Strand? -

Ja, auch das Menschenleben
Ist werden und vergehn,
Ein Jauchzen hoch, ein Beben, -
Ist klingen und verwehn,
Ist auch ein Spiel der Wogen
Im weiten Ozean,
Ein Blick zum Himmelsbogen,
Zur goldnen Sonnenbahn.

Wenn alle Stürme sausen
Dahin mit wilder Macht,
Und Donnerwellen brausen
Herauf aus tiefstem Schacht;
Wenn alles kracht und toset,
Und bäumt sich auf im Nu, -
Doch lächelt, lichtumroset,
Des Himmels heitre Ruh'. -

Der Himmel, aufgeschlagen
In dir in reinem Blau,
Wird auch dich freundlich tragen
Zur stillen Friedensau.
Ein Engel schlägt die Schwingen
Um dich im Frühlingsschein,
Und alle Wellen singen
Den Schmerz zur Ruhe ein. -

Hörst du die frohen Winde?
Sie gehn so frei und stark,
Sie bringen des Nordens Kinde
Ja Gruß von Dänemark;
Sie wollen es liebend tragen
Ins Lebensmeer hinein,
Sie wollen ihm freundlich sagen:
Ja, du wirst glücklich sein! -

Oskar Häring